Samstag, 14. Juli 2012

Samira Ghorbani Danesh - ich schäme mich

http://www.welt.de/politik/deutschland/article107281597/Gericht-empfiehlt-Lesbe-aus-Iran-diskreten-Lebensstil.html

Ich schäme mich gerade in Grund und Boden. Ich schäme mich, dass ich Deutscher bin. Ich schäme mich für unsere Richter. Ich schäme mich für unser System. Und ich schäme mich für unsere Scheinheiligkeit.

Das Schlimmste ist zwar abgewendet.....

http://www.sueddeutsche.de/Q5Y38t/722500/Lesbische-Iranerin-wird-nicht-abgeschoben.html

.....und das erfüllt mich mit Freude und trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack zurück, ist Frau Samira Ghorbani Danesh ja ein Flüchtling zweiter Klasse - so sieht es zumindest unser Staat. Ein Staat, der einen Reda Seyam lustig durch die Straßen terrorisieren lässt, einem Ibrahim Abu Nagie jahrelang Geld in den Allerwertesten bläst, aber einer zu Unrecht verfolgten den Aufenthalt verwehren will - irgendetwas stimmt hierzulande nicht, scheint man ja irgendwie die falschen Prioritäten zu setzen.

Ist gar die Homosexualität ein Problem und das, obwohl wir einen Guido und einen Klaus haben? Sind die zwei nur die Vorzeigeschwulen, die man Bedarf aus dem Zylinder zaubert, damit wir als weltoffen und modern wahrgenommen werden? Oder hat die evangelikale Burschenschaft gar mittlerweile die Politik derartig unterwandert, dass wir wieder finsteren Zeiten entgegensehen, wo die Liebe zum eigenen Geschlecht keinen Stellenwert hat und unerwünscht ist? Vergleichbar mit einem Schnupfen, einer vorübergehenden Krankheit, wo man sich die Hand vorhält, damit man keinen anderen ansteckt und ein bisschen Tee trinkt, damit man wieder schnell gesund wird. Still und abseits der "Normalen", wie es sich gehört.

Wäre sie eine Christin und deshalb von den Schergen des Mullahregimes verfolgt worden, wäre die Aufenthaltsbewilligung nur Formsache gewesen - kein Richter hätte sich getraut, ihr das heimliche Tragen des Kreuzes anzuraten, schließlich ist der Glaube ja was wert und wird deshalb geschützt, er gehört zu unserer deutschen Leitkultur, zumindest erzählt man mir das. Und dazu gehört auch Vater-Mutter-Kind und keinesfalls Vater-Vater, oder Mutter-Mutter - der Islam gehört dazu, die Buddhisten, die Hintertupfinger Wallhala-Bräute und die Ober-Untertaler Mondscheinbeter sowieso, nur bei der Liebe werden Abstriche gemacht, darf man davon ja nur aus alten Büchern zitieren und die mögen es ja bekanntlich alle nicht, wenn man den gleichgeschlechtlichen Nächsten übermäßig in sein Herz schließt.

Wenn das aber wirklich unsere Leitkultur ist, dann verstehe ich ab heute einige Zuwanderer viel, viel besser, kann ich ja nachvollziehen, wenn sie die Hose runterlassen und darauf zünftig einen fahren lassen - auch ich habe gerade dieses Bedürfnis und zwar mächtig. Es ist nämlich auch nicht meine, ich will damit nichts zu tun haben und ich will keiner Gesellschaft angehören, wo eine gelbbefleckte Papstkarikatur Unmut erregt, aber Menschen, die von Baukränen hängen, kaum jemanden interessieren. Auf das kann ich verzichten, nein, mehr noch - ich kack drauf. Und dafür verstecke ich mich nicht, Herr Richter. Schließlich sollen Sie es ja auch riechen,  außerdem können Sie ja notfalls auch in einem Kasten Zuflucht suchen. So wie die Homosexuellen von Teheran.

Guten Tag


1 Kommentar:

  1. Leider trennt sich in Deutschland nach einer kurzen Epoche wieder humanitäres und religiöses Denken. Wenn ein humanes Urteil gefällt wird, ist ein kollektiver Aufschrei der Religionslobbyisten sicher. Es fällt auf, dass richtungsweisende Urteile für mehr Menschenrechte sich nicht mit den abrahamitischen Religionen vertragen. Hat man jetzt nach Sodom und Gomorrha Rufen festgestellt, dass unsere Gesetze doch zu modern sind für archaisch Rituale, werden nach der Sommerpause mal schnell die Menschenrechte per Gesetz auf antik getrimmt. Religionsfreiheit bekommt ein Mindestalter verpasst. Jetzt kommt ein Mensch nach Deutschland, sucht Schutz, den er laut Grundgesetz auch bekommen muss, und wird abgewiesen. Klar gegen unsere Gesetze. Hört man einen Aufschrei. Ja, von den Humanisten. Die Urteilbegründung ist schiitische Rechtsprechung light. Sie kann sich ja zurücknehmen. Hört sich an wie, verstecke dich, lebe keusch und bete, dass der Satan dich loslässt. Wenn Folter so leicht zu umgehen ist, hätte man Reda Seyam nicht ein Flugticket, sondern diesen Ratschlag schenken können. Nehme dich zurück, verstecke dich und bastle nicht mehr soviel. Aber der ist ja auch nicht schwul. Typen wie Seyam verträgt das Land, aber keine Lesben und Schwule. Homosexualität ist und bleibt kein Asylgrund. Die gestoppte Abschiebung ist auch keine Wiedergutmachung. Es ist nur peinlich, wenn abgelehnte Asylanten nach der Abschiebung im Folterkeller landen. Fazit ist, wenn ich wegen einer religiösen Todsünde vor einer abrahamitischen Religion fliehe, sollte ich mir kein Land aussuchen, wo eine andere abrahamitische Religion langsam die Rechtsprechung unter Kontrolle bekommt. Denn mit Bayern hat man nicht wirklich einen Gottesstaat gemieden. Und wo sind unsere Gutmenschen? Nur fünf Politiker (die üblichen Selbstinszenierer) haben den offenen Brief an Innenminister Hans-Peter Friedrich unterzeichnet. Der Rest ist wahrscheinlich noch immer in der kollektiven Realitätsstarre mit den Mohalim.

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